Geschichte

Die Gründung

Im Frühjahr des Jahres 1841 trafen sich eines Abends beim Dämmerschoppen in Milte der Schmiedemeister Bernhard Ackermann, Fritz Niehaus und der Schreinermeister Heinrich Wibbels und beschlossen, in Milte einmal ein Schützenfest zu feiern. Für diese Sache ließen sich auch der Gastwirt Heinrich Schmedding, Anton und Georg Temme sowie er Gastwirt Heinrich Möller begeistern. Es wurde eine Versammlung einberufen, in der Anton Temme und Bernhard Ackermann den Vorsitz führten. Es wurde noch kein fester Verein gegründet, doch ließ man eine Liste herumgehen, in der sich jeder Interessent eintragen konnte. Als Entgelt musste er dafür 1 ½ Silbergroschen entrichten.

Auch wurden die ersten Beschlüsse gefasst: So sollte das Schützenfest an dem Sonntagnachmittag gefeiert werden, wenn morgens die Brand- und Hagelprozession stattgefunden habe. Weiter wurde beschlossen, den König durch ein Scheibenschießen zu ermitteln. Dem Königspaar sollten als “€žHofstaat” zwei Hofdamen zur Seite gestellt werden. Als Schießplatz erkor man sich Schulze Farwicks Heide hinter dem Hof Geismann und hinter dem jetzigen Schützenplatz.

Der Festball sollte auf Schmeddings Tanzkammer stattfinden. Der Pastor, der zur damaligen Zeit ein gewichtiges Wort in der Gemeinde mitsprach, stellte aber seine Bedingungen: “Die Tanzkammer und der Schankraum ist mit genügend Licht (Petroleumlampen und Kerzen) auszugestalten, damit allem Bösen vorgebeugt werden sollte.” Es wurde weiter beschlossen, mittags um 1 Uhr anzutreten, und zwar auf der Dorfstraße zwischen Schmedding und Temme. Anschließend sollte der Abmarsch zum Festplatz stattfinden.

Als Offiziere fungierten ein Hauptmann und zwei Zugführer. Den Königswagen stellte Temme. Es war ein alter Kastenwagen aus Korbgeflecht, der in den späteren Jahren etwa bis 1880 nur für diesen Zweck benutzt wurde. Als Zeremonienmeister wurde der Schneidermeister Heinrich Klingenhäger bestimmt.

Anzeige aus dem Warendorfer Wochenblatt vom 14. Juli 1841:

“Schützenfest in Milte.” Nächsten Sonntag den 18.Juli wird in Milte das Schützenfest abgehalten und ist bei mir Ball. Für Erfrischungen aller Art ist bestens gesorgt, und ladet alle Freunde des geselligen Vergnügens dazu ergebenst ein.”

Erben Schmedding.

 

Das erste Fest

Das erste Schützenfest in Milte fand am Sonntag, 18. Juli 1841, statt. Es hatten sich 28 Bürger in die schon erwähnte Schützenliste eingetragen. Diese kleine Schar trat also mittags um 1 Uhr an und zog unter der Führung des Hauptmanns, der hoch zu Roß voranritt, und der Zugführer zum Schützenplatz. Dort fand nun das schon erwähnte Scheibenschießen statt. Der Platzwirt und Altbierbrauer Geismann hatte ein Fässchen Altbier am Schießplatz aufgelegt, an dem sich die Schützen dort „erquicken“ konnten. Als dann um ¼ vor 3 Uhr (14.45 Uhr) zur Andacht geläutet wurde, stellte man das Schießen ein. Erst um 4 ½ Uhr (16.30 Uhr) wurde es dann fortgesetzt.

Die meisten Ringe erzielte wohl Wilhelm Sandmann.

Er weigerte sich aber, die Königswürde zu übernehmen. Für ihn trat schließlich Schmeddings Öhm dieses Amt an. Zur Königin erwählte er sich Mariekathrin Schulze Farwick die ein Jahr später in die Familie Beuckmann in Greffen heiratete. Die Krönung des Königspaares fand dann bei Geismann vor dem Hause statt. Eine Plakette aus diesem Jahr hält die Erinnerung an diese Feier fest. Noch heute wird diese Plakette an der Königskette mitgetragen.

Nach der Krönung zog man wieder geschlossen in festlichem Zug zum Dorf, wo dann der Festball auf Schmeddings Tanzkammer stattfand.

Die Schützen aus den Bauerschaften blieben an diesem Schüzenfesttag morgens nach der Prozession über die Mittagszeit und abends bis zum Ball im Dorf, um nicht die weiten Wege doppelt oder dreifach zu machen. Man ging zu Verwandten oder Bekannten, um sich auszuruhen und zu stärken. Diese kamen dann in den Wintertagen auf einen Gegenbesuch zum Wurstebrotessen. Dieser Brauch hat sich zum Teil noch bis in die heutige Zeit gehalten und wird weiter gepflegt.

Nicht unerwähnt soll die Tatsche bleiben, dass anläßlich des Milter Schützenfestes auch 18 Warendorfer Bürger gekommen waren, um in Milte an der gemütlichen Feier teilzunehmen. Sie wollten auch in Warendorf einen Schützenverein gründen. Das Vorhaben ging  wie bekannt  im selben Jahr in Erfüllung.

König im Jahre 1841: Wilhelm Sandmann verweigerte die Königswürde, dafür Öhm Heinrich Schmedding
Königin: Mariekathrin Schulze Farwick

Texte aus: Festschrift 150 Jahre Bürgerschützen-Verein Milte e.V. Warendorf 1991